Seit 25 Jahren Begegnungsstätte mitten in Wetzlar: Lebenshilfe-Bistro am Eisenmarkt feiert Jubiläum

„Gäbe es das Bistro der Lebenshilfe nicht, dann müsste es erfunden werden“ – Wetzlars Oberbürgermeister Manfred Wagner merkt man die Freude über den 25. Geburtstag der Einrichtung am Eisenmarkt sichtlich an. Das Stadtoberhaupt ist am 16. September in die Altstadt gekommen, um dem Lebenshilfe-Bistro mit vielen anderen Menschen zu gratulieren. „Vielfalt ist bereichernd. Das Verbindende und nicht das Trennende macht unsere Gesellschaft aus. Und das Bistro ist ein Ort, wo sich Menschen begegnen, achten, verstehen und wertschätzen. Ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zum 25-jährigen Jubiläum und ich danke dem ganzen Team für seine Gastfreundschaft und Wärme, die hier zu spüren ist, wenn Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten und somit Teilhabe und Inklusion mitten in unserer Stadtgesellschaft gelebt werden“, lobt Manfred Wagner.
Am 5. August 2000 fiel der Startschuss für „Bistro & Laden“ im Herzen der Wetzlarer Altstadt. Nach 25 Jahren kann die Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg e. V. auf eine besondere Erfolgsgeschichte zurückblicken: „Unser Bistro leistet einen unschätzbaren Beitrag für eine inklusive Gesellschaft. Es ist aus Wetzlar nicht mehr wegzudenken“, betont Vorstandsvorsitzender Thomas Bauer bei der Begrüßung der Gäste, unter denen auch die „Bistro-Mutti“ weilt, wie sich Barbara Leitz in ihrem Grußwort selbst bezeichnet. Denn ohne die Familie Leitz würde es das Bistro in dem schmucken 400 Jahre alten Altstadthaus nicht geben. „Ich hatte den großen Wunsch, diese Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Handicap zu schaffen und somit die Arbeit der Lebenshilfe bekannter zu machen. Aber dass ich mir mit meiner Idee noch ein viertes Kind ausgesucht hatte, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Zunächst fragte ich mich: Wie kommt man in Kontakt zu anderen Menschen? Doch am besten bei Gesprächen mit Kaffee und Kuchen“, erinnert sich Barbara Leitz, die Mutter von drei Kindern ist und damals schon lange im ehrenamtlichen Vorstand der Lebenshilfe tätig war. Gesagt, getan: Die gebürtige Münchnerin überzeugte viele andere Menschen von ihrer Idee, unter anderem ihren Mann Ernst Michael Leitz. Der Urenkel von Ernst Leitz I. sowie Sohn von Ludwig Leitz hatte damals erfahren, dass das Haus am Eisenmarkt 10 zum Verkauf stand. Er kaufte es, steckte über ein Jahr Arbeit in Sanierung, die er ebenso finanzierte wie die Einrichtung.
„Mit zunächst einer hauptamtlichen Mitarbeiterin, einer Hilfskraft, zwei Mädels aus unseren Werkstätten und uns Ehrenamtlichen wurde dann leidenschaftlich gekocht, bedient, gebacken, gespült, dekoriert, eingekauft und so weiter. Drei bis sechs Monate – so hatte ich gedacht – bin ich dabei und dann läufts. Daraus sind dann 15 Jahre geworden. Unser ´Kleinkind´ hat uns allen manches abverlangt. Aber wir hatten wunderbare, unvergessliche Erlebnisse: Mitten drin bei vielen Festen wie Gallusmarkt, Brückenfest, Fasching – der Eisenmarkt war unser und die Lebenshilfe war bei den Menschen angekommen“, so Barbara Leitz weiter und ergänzt: „Jetzt ist das Kind groß und ich bin allen so unendlich dankbar, dass ich es schon vor vielen Jahren loslassen und in sehr gute Hände geben konnte“. Barbara Leitz erhielt 2006 für ihre Arbeit das Bundesverdienstkreuz.
Im November 2017 wurde das Gebäude von Familie Leitz an die Stiftung der Lebenshilfe übergeben. Die Lebenshilfe mietet es seitdem von der Stiftung. Seit 2018 ist das Bistro zudem als Werkstattbetrieb der Lebenshilfe-Holzwerkstatt unter der Leitung von Anina Jansen mit zwölf Mitarbeitern angegliedert. Für insgesamt acht Mitarbeiter mit Behinderung gilt es somit, neben der Arbeit in den Bereichen Service und Küche auch individuelle Förderziele zu erreichen. Einer dieser Mitarbeiter ist Chris Lellek, der an diesem Tag ebenfalls mit einer launigen Rede gratuliert: „Wir alle finden unseren Arbeitsplatz im Bistro toll. Wir sind immer mittendrin, wenn in Wetzlar was los ist. Wir haben täglich Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen und geben alle gemeinsam unser Bestes, um Ihnen eine schöne Zeit zu bereiten. Ich lade Sie ein auf einen Rundgang hier im Bistro und wir freuen uns auf interessante Gespräche mit Ihnen.“
Zum Ende der offiziellen Feierstunde gibt es neben weiteren lobenden Worten noch jede Menge Blumen, als Georg Freitag, Einrichtungsleiter der Holzwerkstatt, ebenfalls Worte an die geladenen Gäste richtet. „Vielen Dank an das Bistro-Team und vielen Dank an die Gründerinnen und Ehrenamtlichen, an Barbara Leitz, Martina Winter, Sabine Kracht (heute im Aufsichtsrat, Anm. d. Red.) und Heidrun Schneider (damals Lebenshilfe-Vorstand, Anm. d. Red.) für ihre unermüdliche Arbeit“. Mit Blumensträußen in der Hand geht es abschließend zum Gruppenfoto vor das „Schaufenster der Lebenshilfe“ und „Heimat der Schwimmbadtorte“, wie das Bistro am Eisenmarkt landläufig auch liebevoll genannt wird.







