Protesttag zum 5. Mai: Buchautoren und Motivatoren Florian Sitzmann und Kevin Kleiber rocken mit Lesung Eventwerkstatt Wetzlar
Wie verkraftet man als 15-Jähriger einen schweren Motorradunfall, bei dem man beide Beine verliert und gerade so mit dem Leben davonkommt? Wie verwirklicht man trotz einer spastischen Lähmung ab Geburt seine Träume und überwindet Barrieren im Alltag? Florian Sitzmann und Kevin Kleiber gaben bei der Veranstaltung der Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg e. V. anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai auf beeindruckende Weise ihre ganz eigenen Antworten. Federführend moderierte Florian Sitzmann aus Roßdorf bei Darmstadt, der sich selbst als „halber Mann“ bezeichnet und als Buchautor, Motivator und Handbiker bundesweit Vorträge und Lesungen hält, knapp 120 Minuten lang das Programm. Mal provokant und frech, aber auch nachdenklich und mit leisen Tönen, als er etwa aus einem seiner Bücher las und von seinem Großvater erzählte. Man solle „die Zeit genießen“, denn man wisse nie, „ob es einen nächsten Tag“ gebe.
Im Interview mit dem zweiten Redner Kevin Kleiber aus Löhnberg-Niedershausen bekamen die Zuschauer:innen einen unterhaltsamen Abend präsentiert, an dem es darum ging, wie man Hürden und Barrieren vor allem in den Köpfen der Menschen abbauen kann. „Mobilität beginnt im Kopf“ lautet treffend auch das Motto des 34-Jährigen Löhnbergers, der trotz seiner spastischen Lähmung fünf Kontinente bereist hat und eindrucksvoll seine Erfahrungen und Erlebnisse schilderte. Auch aus dessen Buch „Vom Heimscheißer zum Weltenbummler“ las Florian Sitzmann Passagen vor sowie aus seinen eigenen „Der halbe Mann – dem Leben Beine machen“ und „Bloß keine halben Sachen – Deutschland ein Rollstuhlmärchen“. Immer wieder ging es dabei um das Thema, dass Menschen mit Behinderung wenig bis gar nichts zugetraut werde. Doch Florian Sitzmann und Kevin Kleiber widerlegten mit ihren Erzählungen an diesem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen dieses Schubladendenken. Gemeinsam haben beide die Eventwerkstatt in Wetzlar gerockt, so wie sie auch ihr Leben gerockt haben. Kevin Kleiber als Weltenbummler, Träger des Fairwandler-Preises (2022) der Karl-Kübel-Stiftung und Buchautor. Und Florian Sitzmann, der im Jahr 2006 als Handbiker 560 Kilometer nonstop durch Norwegen gefahren ist und mit 30,5 Stunden einen sagenhaften Weltrekord aufgestellt hat. Der 46-Jährige setzt sich zudem für die Stiftung „Miles for hope“ ein und sammelt bei Handbike-Touren Geld für Kinder.
Wie wichtig Protest gegen Ausgrenzung und Barrieren seien, betonte Thomas Bauer, Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg e. V. in seinen Begrüßungsworten. Seit der Gründung der Lebenshilfe habe es immer Menschen gegeben, die auf „Missstände in der Gesellschaft aufmerksam gemacht und dagegen protestiert“ hätten. Die Freunde Florian Sitzmann und Kevin Kleiber, der übrigens als Kind in der Kindertagesstätte der Lebenshilfe in Weilburg betreut wurde, zeigten, dass man sein Leben in die Hand nehmen und scheinbar Unmögliches doch möglich machen kann.