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Gemeinsam gegen Barrieren im Alltag: Lebenshilfe-Mitglieder spüren bei Vereinstag Hindernisse auf und suchen Lösungen


Thomas Jeske (v. l.), Thomas Bauer und Sascha Scheffler diskutieren auf dem Vereinstag über Barrieren im Alltag. Fotos: Markus Becker

Bei der Frage, wie wir den Weg zur Inklusion besser gestalten können, treten immer wieder Hürden auf. Rund um diese Barrieren im Alltag, die Menschen mit Behinderung und deren Familien begegnen, ging es bei einem Vereinstag, zu dem die Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg e. V. am 19. September eingeladen hatte. „Manchmal sorgen kleine Dinge für den großen Unterschied“, erläutert Vorstandsvorsitzender Thomas Bauer bei der Begrüßung der Mitglieder im Speisesaal am Verwaltungsstandort in der Friedenstraße in Wetzlar und ergänzt: „Wir wollen heute gemeinsam Barrieren aufspüren, Vorschläge zum Abbau der Hindernisse suchen und Lösungsvorschläge erarbeiten.“ Nach rund zwei Stunden Diskussion und dem Sensibilisieren für verschiedene Themen sieht man zufriedene Gesichter. Vom Öffentlichen Nahverkehr, über Leichte Sprache bis hin zum Einkaufen in Supermärkten – je länger die Mitglieder sich über Barrieren austauschen, desto mehr kommen zum Vorschein.

Hilfreich bei dieser Suche sind zwei Gäste, die aus ihrem Alltag erzählen und die schon viele Hindernisse gestoßen sind: Thomas Jeske, der andere Menschen mit Behinderung in der Wohnberatung der Lebenshilfe unterstützt und der in einem Selbstvertreter-Beirat den Landesverband Lebenshilfe Hessen berät – und Sascha Scheffler, Selbstvertreter im Werkstattrat der Lebenshilfe und Mitglied im Inklusions- und Seniorenbeirat der Stadt Weilburg. „Das Grundproblem sind die Barrieren in den Köpfen“, hebt Thomas Jeske hervor, der sich „einen respektvolleren Umgang“ mit Menschen mit Behinderung wünscht und mehr „Hilfsbereitschaft“ und „begegnen auf Augenhöhe“ fordert. Sascha Scheffler wiederum ärgert sich immer wieder über Barrieren wie „zu hohe Bordsteine“, fehlende oder zu steile Kabelbrücken, wenn er mit seinem Rollstuhl Weihnachtsmärkte oder andere Feste besuchen möchte. Darüber hinaus hatte der 34-Jährige in diesem Jahr bei dutzenden Taxi-Unternehmen in der Region, aber auch bundesweit Preis-Auskünfte für Rollstuhlfahrer erfragt – mit einem ernüchternden Ergebnis: verlangt werden Preise zwischen 60 und 100 Euro für innerstädtische Taxi-Transporte.

Am Ende dokumentiert eine Stellwand das beeindruckende Ergebnis: eine stille Stunde im Supermarkt für Menschen, für die zu viele Reize belastend sein können; eine Speisekarte mit Bildern in Restaurants beziehungsweise überhaupt mehr „Leichte Sprache“; Barrierefreie Übergänge statt Kabelbrücken; begradigte Wegstrecken statt Kopfsteinpflaster auf öffentlichen Plätzen. „Ich bin sehr froh, dass wir heute mit Experten in eigener Sache und Ihnen als Mitglieder diskutieren konnten, um gemeinsam auch in Zukunft stark und füreinander da zu sein. Unsere Mitglieder sprechen sich dafür aus, Verantwortliche in Politik und Gesellschaft für Barrieren zu sensibilisieren, damit Barrieren auch tatsächlich abgebaut werden“, resümiert Thomas Bauer. Eine Teilnehmerin zieht derweil noch ein anderes Fazit: „Wir haben jetzt 54 Jahre lang eine Entwicklung erlebt, die für Menschen mit Behinderung sehr viel Gutes gebracht hat. Deren Akzeptanz in der Bevölkerung ist gestiegen. Die Lebenshilfe hat dazu einen entscheidenden Beitrag geleistet“. „Dafür steht unsere Lebenshilfe aktiv ein und das wird auch in Zukunft so sein“, versichert Thomas Bauer weiter, bevor er die Mitglieder mit Dankesworten für deren Beteiligung verabschiedet.

Mitglieder machten auf dem Vereinstag der Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg e. V. Barrieren im Alltag ausfindig.

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